Auch für uns beginnt ein neues Zeitalter...

Wir beantworten eure Fragen zu den neuen Lizenzbedingungen der OXID eShop Community Edition

Zum Stichtag 15.08.2022 ändern sich die Nutzungsbedingungen der OXID eShop Community Edition (CE). Wieso OXID diesen Schritt macht und was das für OXID Nutzer bedeutet wird im Interview erörtert.

Eine große Meldung im OXID Universum. Sagen Sie uns doch, was genau passiert mit der Community Edition ab dem 15.08.2022?

Zum Stichtag 15.08.2022 ändern wir unsere Nutzungsbedingungen für die OXID eShop Community Edition. Bisher stand die Community Edition kostenfrei unter der GPL3 Lizenz zu Verfügung, was ab dem Stichtag nicht mehr der Fall sein wird. Die GPL3 Lizenz wird durch neue Lizenzbedingungen ersetzt, welche zukünftig für den kommerziellen Einsatz der Community Edition Lizenzgebühren erheben, nicht allerdings für den nicht-kommerziellen Einsatz.

 

Was heißt das im Detail und wer genau ist von dieser Änderung eigentlich betroffen?

Ab dem Stichtag wird die GPL3 Lizenz der Community Edition bei OXID durch die neuen Lizenzbedingungen ersetzt. Wenn Nutzer der OXID eShop Community Edition nach dem Stichtag Code von OXID beziehen, willigen sie damit in die neuen Lizenzbedingungen ein. Somit sind sämtliche Nutzer betroffen, welche Code von OXID beziehen, der nach dem Stichtag von OXID veröffentlicht wurde. Ich verweise gerne auf unsere FAQ zu den Änderungen der Nutzungsbedingungen, welche solche und ähnliche Fragen im Detail behandelt (https://www.oxid-esales.com/ce-lizenzbedingungen-update/).

 

War OXID nicht immer ein Verfechter des Community-Ansatzes?

Wir ändern die Lizenzbedingungen für die kommerzielle Nutzung, nicht die Idee, sich über die Community bei OXID einzubringen. Wir bieten weiterhin Plattformen an, auf welchen sich unsere Community austauschen kann. Es wird auch weiterhin Community Events, Hackathons und Konferenzen geben. Wir werden nur keinen kostenfreien Code für kommerzielle Nutzung mehr zu Verfügung stellen.

 

Wieso gehen Sie diesen Schritt?

OXID hat sich im Jahr 2009 für den Schritt entschieden, eine Community Edition Open Source zu veröffentlichen. Wir haben in all den Jahren freie Software zur Verfügung gestellt, von der viele Menschen profitiert haben. Wir haben versucht, den Open Source Gedanken so gut wie möglich zu leben. Das war sicherlich eine großartige Zeit! Die E-Commerce Welt dreht sich jedoch weiter. Seither hat sich der E-Commerce Markt stark verändert. Mehr Marktteilnehmer, mehr Möglichkeiten, mehr Anforderungen und höhere Spezialisierung. Ganz zu schweigen von den Investitionen, die seither in E-Commerce Software getätigt werden. Auch OXID als Unternehmen hat sich seither verändert, dem Markt angepasst und Schwerpunkte neu definiert. Wir haben uns strategisch auf diese Änderungen ausgerichtet, weshalb auch für uns ein neues Zeitalter beginnt.

 

Was meinen Sie mit strategischer Neuausrichtung?

OXID ist seit 2003 am Markt. Über die Jahre haben wir uns mehr und mehr spezialisiert. Jede Software hat ihre Stärken und Schwächen, so auch unsere. Wir richten unseren Fokus künftig noch mehr auf den Ausbau unserer Stärken. Der Markt und unsere Partner setzen auf OXID Technologie vor allem wegen der hohen Freiheitsgrade in der Entwicklung, der einfachen und schnellen Anpassbarkeit sowie der Robustheit des Systems. Die Technologie eignet sich daher hervorragend für individualisierte Automatisierung von branchen- oder kundenspezifischen Prozessen in anspruchsvollen E-Commerce Projekten. Wir pflegen ein Netzwerk mit spezialisierten Implementierungspartnern, welche basierend auf unserem E-Commerce Framework ganze Branchenlösungen entwickeln. Wir reden hier also von Software für vertikalisierte Prozesse und nicht von hochstandardisierten Prozessen für den Massenmarkt.

 

Und da passt eine kostenfreie Community Edition nicht mehr in das Portfolio?

Wir haben uns in der Neuausrichtung intensiv mit uns beschäftigt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir uns verändern, bzw. bereits schon verändert haben und wir Dinge lieber mit vollem Einsatz oder gar nicht machen wollen. Zum einen passt (wie schon erwähnt) eine Lösung mit generischen Prozessen für den Massenmarkt nicht mehr zu unserem Zielsegment. Zum anderen heißt die Edition nicht umsonst „Community“. In einer Community Edition wird Software (Open Source) von vielen verschiedenen Teilnehmern entwickelt, welche meist unterschiedliche Ansprüche an die Software haben, unterschiedliche Perspektiven vertreten und sich auch von der Code-Philosophie und dem Qualitätsanspruch her stark unterscheiden. All das wird dann zusammengeführt mit den eigenen, intern koordinierten Entwicklungsteams in der Produktentwicklung. Die Koordination und Organisation einer solchen (in der Community entstandenen) Software ist nicht trivial und das macht man auch nicht nebenher; das ist eine bewusste Entscheidung und erfordert enormen Aufwand. Man muss das genauso wollen, entsprechende DNA in der Company haben und Leute in den Reihen haben, welche genau das wollen und auch die Fähigkeiten dazu haben. Wir wissen genau was wir können, wir wissen aber auch, was wir nicht können.

 

Heißt das, OXID macht ab jetzt kein Open Source mehr?

OXID Code ist weiterhin quelloffen, man kann Pull Requests stellen, sich einbringen oder weiterhin Erweiterungen schreiben. Mit den neuen Lizenzbedingungen verabschieden wir uns jedoch von der GPL3 und erheben Lizenzgebühren für die kommerzielle Nutzung. Somit haben wir die volle Hoheit über unsere Entwicklungen, können den Code aber trotzdem quelloffen lassen. Wir haben jahrelang „Commercial“ Open Source Software entwickelt und gelangen am Ende des Tages zur Ansicht, dass dies ein Balanceakt zwischen zwei Philosophien ist, ohne beiden wirklich gerecht zu werden. Man muss sich aufrichtig fragen, ob man dem Open Source Gedanken einen ehrlichen Beitrag leisten kann, oder ob man sich nur mit dem Label schmückt. Man sollte sich für eine der beiden Philosophien entscheiden, was wir getan haben.

 

Welche Bedeutung hat dieser Schritt für das Portfolio von OXID?

Wir sehen, dass in unserem Segment der Gedanke von Editionen veraltet ist. Unsere Kunden lassen sich nicht in wenige Editionen pressen, ihre Anforderungen sind individuell. Von daher werden wir mittelfristig unser Portfolio konsolidieren und keine starren Editionen mehr vertreiben, sondern individuelle Bundles anbieten. Composable Commerce ist hier das Stichwort.

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