Nur wer stetig dazulernt, bleibt am Ball

Interview mit Gültekin Koc, Leiter der OXID Academy

TEIL I: Was ist die OXID Academy und was bietet sie an?

 

Tekin, bevor wir tiefer ins Thema einsteigen, Du bist Leiter der OXID Academy. Kannst Du was zu Dir selbst sagen? Wo warst Du vor OXID eSales und welche Stationen haben Dich für die OXID Academy prädestiniert?

GK: Ich habe vor vielen Jahren bei einem deutschen Konzern angefangen und dort als Mitarbeiter sehr viele Schulungen besucht. Online gab es damals noch nichts. Die Welt war analog. Später war ich bei einem schwedischen Konzern, wo es plötzlich bereits im Jahr 2000 Online-Schulungen gab. Das hat mich sehr beeindruckt. Da wurde die Basis gelegt für das Interesse und Verständnis, das man in der OXID Academy zum Thema Schulungen braucht. Darüber hinaus glaube ich daran, dass man Mitarbeitern die Chance auf regelmäßige Fortbildung geben muss, damit sie am Ball bleiben und sich selbst weiterentwickeln können.

Was ist die OXID Academy, die Du heute bei OXID eSales neben Support & Service verantwortest?

 

GK: Die OXID Academy ist das E-Commerce Competence Center des Shopsoftware-Herstellers OXID eSales. Wir bieten Schulungen zu unserem Produkt OXID eShop an und für Themen, die Rund um unser Produkt sinnvolle Ergänzungen sind. Zum Beispiel zu rechtlichen Fragen, die man in einem Onlineshop beachten muss oder wie man mit Content den Umsatz steigern kann. In Zukunft werden wir unser Themenspektrum ausbauen und viele weitere für den E-Commerce relevante Schulungen anbieten.

Woher kommt der Gedanke, das Schulungsangebot zu erweitern?

GK: Bis 2016 hat die OXID Academy nur Schulungen zur Shopsoftware angeboten. Das Unternehmen hat sich jedoch weiterentwickelt. OXID hat z.B. verstärkt Kunden im Enterprise Segment angesprochen. Da kannst du nicht nur über dein eigenes Produkt als Shopanbieter sprechen. E-Commerce geht ja weit über das Thema Webshop hinaus. So kamen wir dazu, unser Angebot nach und nach zu erweitern.

 

Gab es auch Kunden, die das aktiv eingefordert haben?

GK: Der Bedarf und das Interesse auf Kundenseite und vor allem Partnerseite war definitv da, ja.

 

Wie schwer war es, das Schulungsangebot umzustellen?

GK: Wir mussten uns erst mal Gedanken machen, wie wir genau vorgehen möchten. Und es hat natürlich auch etwas gedauert, bis wir unseren Weg erkennen konnten. Wir haben begonnen, kostenfrei Webinare anzubieten und haben dann sukzessive Themen wie E-Commerce Recht, Content, SEO etc. ins Portfolio genommen.

 

Wie ist die Resonanz auf das erweiterte Angebot?

GK: Wir haben 2019 knapp 20 Schulungen vom Webinar bis zur Tagesschulung angeboten und damit 1700 Menschen erreicht. Die Resonanz ist also sehr gut und wir sind sehr stolz darauf, mit unserer Reichweite zum Unternehmenserfolg beitragen zu können.

Webinare sind derzeit sehr angesagt. Viele Unternehmen starten gerade damit durch. Wie ist Deine Meinung zum „Webinar-Überangebot“?

GK: Ich denke, dass es nur funktioniert, wenn auch die Qualität stimmt. Nicht jedes Webinar, an dem man kostenfrei teilnehmen kann, ist die Teilnahme auch wert. Wir bedienen bei OXID eSales ein sehr breites Publikum vom Shopbetreiber, Shopadministratoren, E-Commerce-Leiter, Marketer, Entwickler, IT-Leiter bis hin zu Partneragenturen und mehr. Das Feedback ist durchgehend sehr gut. Wir haben Webinare mit über 300 Teilnehmern realisiert. Von 40 bis mehreren hundert Teilnehmern war bereits alles dabei. Die Nachfrage nach Webinaren ist also ungebrochen hoch.

 

Was glaubst Du, macht ein gutes Webinar aus?

GK: Das Konzept muss stimmen. Das muss gut durchdacht und vorbereitet werden. In der OXID Academy unterhalten wir uns intensiv mit den Referenten, lassen sie auf Wunsch Blogartikel schreiben, um neugierig zu machen, proben Testläufe und justieren inhaltlich gemeinsam nach. Das ist viel Aufwand, aber die Qualität stimmt. Die Menschen langweilen sich nicht und die meisten wissen den Know-how-Transfer zu schätzen. Wir haben eine No-Show-Rate von ca. 45 Prozent. Davon bleiben 90 Prozent aller Teilnehmer bis zum Schluss. Eine gute Rate, wenn man bedenkt, wie groß die Ablenkung am Bildschirm tatsächlich ist.

Wir haben allerdings auch sehr gute Referenten, die ihr Handwerk verstehen. Unser Durchbruch kam vor drei Jahren mit dem ersten Content Webinar, das wir veranstaltet hatten. Mit 270 Anmeldungen sind wir ins Webinar gegangen und mit 170 Menschen haben wir es durchgeführt. Das war unser Kick-Off in die Welt der Webinare. Seitdem sind viele weitere Webinare und Referenten dazugekommen.

 

Du verantwortest auch den Support bei OXID eSales. Wo sind die Schnittstellen zum Support? Oder ist die Academy völlig unabhängig?

GK: Es ist uns gelungen, die Academy und den Support sehr eng miteinander zu verbinden. Wir sehen im Support täglich, welche Themen die Kunden geklärt haben möchten und was ihnen unter den Nägeln brennt. Daraus entstehen zum einen Themen, die wir auf die Agenda der OXID Academy setzen können. Zum anderen gewinnen wir Schulungsteilnehmer, weil wir Kunden direkt auf unser Academy-Angebot hinweisen können, in dem ihr Problem behandelt wird. 

 

Nun bist Du aus dem Unternehmen heraus zum Leiter der OXID Academy geworden. Ist das eher ein Vorteil, ein Schulungscenter aus dem Unternehmen heraus entstehen zu lassen oder kann man so etwas auch komplett losgelöst vom Unternehmen aufziehen?

GK: Erst einmal kopieren wir nicht. Wir schauen intern, wo unsere Stärken liegen und werden dann aktiv. Wir setzen unser Angebot aus Überzeugung um, dass es genau das richtige für unsere Zielgruppen ist. Das gibt uns eine gewisse Authentizität. Was wir anbieten kommt tatsächlich von uns. Das sind unsere Themen und die spielen in unserer Branche eine große Rolle. Wir setzen kein Thema auf die Agenda, von dem wir nicht überzeugt sind. Wo OXID drauf steht ist OXID drin. Von daher ja, ich empfinde es als Vorteil, dass die OXID Academy quasi aus uns selbst und aus unserem Angebot entstanden ist und nicht von extern übergestülpt wurde.

Ist die OXID Academy so für Dich ideal aufgestellt, oder würdest Du es dir anders wünschen?

GK: Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, worauf wir auch sehr stolz sind. Aber wir werden die Academy weiter ausbauen. Das wird nicht so bleiben. Auch weil sich die Welt ständig verändert, Märkte sich ändern und Erwartungen potenzieller Teilnehmer sich wandeln. Wer hätte noch im Februar gedacht, dass wir keine der geplanten Tagesschulungen dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie werden durchführen können? Das öffnet den Blick für digitale Formate mehr als je zuvor. Aber nicht nur in Sachen Formate planen wir in die Zukunft. Wir holen zunehmend externe Referenten ins Boot. Aber mit dem Auf- und Ausbau interner Ressourcen und Referenten könnte sich die OXID Academy mehr emanzipieren.

 

Trotzdem ist die Academy die OXID Academy. Wie unabhängig seid ihr?

GK: An erster Stelle unterstützen wir produktrelevante Schulungen. Denn am Ende des Tages muss unser Produkt OXID eShop verkauft werden. Und wer verkauft, muss seine Kunden und Partner auch schulen. Unsere Software ist gefragt und der Schulungsbedarf ist hoch. OXID ist außerdem eine Marke, die wir unterstützen müssen. Da wir jedoch ganzheitliche Lösungen, wie z.B. die OXID Cloud anbieten, muss der Know-how-Transfer natürlich breiter aufgestellt sein. Um auf die Frage zurückzukommen, wir sind natürlich an unsere Lösung gebunden. Darüber hinaus sind wir jedoch frei, rund um das Produkt zu ergänzen, was immer im E-Commerce Relevanz hat.

 

Wächst die Academy also nur, wenn OXID wächst?

GK: Wir gehen davon aus, dass OXID eShop am Markt gefestigt ist und auch noch viele weitere Jahre eine sichere Zukunft hat. Letztes Jahr haben wir die 10 Millionen-Euro-Umsatzmarke geknackt. Die Lösungen, die wir seit 16 Jahren am Markt etabliert haben, werden weiterleben. Außerdem glauben wir an unser Produkt, die Menschen und das Unternehmen. Wir haben verstanden, dass wir um diesen Kern herum mehr anbieten können und genau das werden wir tun. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den nächsten 10 Jahren weiter wachsen und einen hohen Bekanntheitsgrad mit der OXID Academy erreichen werden.

 

Das Interview führte die OXID Redaktion

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